Ruhrpott schlägt Bergisches Land

Es herrschten wieder mal unterschiedliche Gefühle bei den WTB-Volleyballern: zwei Siege und zwei Niederlagen. Die Erstvertretung der Damen eroberte im Spitzenspiel das Bergische Land, wohingegen das Pendant bei den Herren den Abwärtstrend fortsetzt. Die Zweit- und Drittvertretung der Damen verließen mit unterschiedlichen Ergebnissen – aber ähnlichen Gemütslagen – das Feld.

Damen

Bezirksliga, WTB I 3:2 SG Heiligenhaus/Mettmann-Sport

Der Zeigefinger von Trainer Christian Perband war auch nach dem schweißumkämpften Sieg seiner Schützlinge noch gehoben, um sich dann aber lobend zu senken. „Nach einem verschlafenen Start“, so der Übungsleiter, „haben wir sehr verdient gewonnen.“ Für die gleichzeitig auftretenden Lachfalten im Gesicht des Coaches war der couragierte Auftritt der WTB-Damen verantwortlich, die zum Spitzenspiel – der WTB reiste als Tabellenführer zum direkten Verfolger – durch zahlreiche Fans gegen die Spielgemeinschaft aus dem Bergischen Land unterstützt wurden. Jene Anhänger mussten zu Beginn jedoch mitansehen, wie sich die Werdenerinnen reichlich Eigen- und Abstimmungsfehler leisteten.

Die taktischen Anpassungen an das System der Konkurrenz griffen noch nicht, sodass der Turnerbund in Rückstand geriet, ehe ein deutlich beherzterer Auftritt im zweiten Satz folgte. Auch wenn „noch nicht alles klappte“, wie Perband festhielt, sicherten die Dynamik von Schützdeller und die starken Aufschläge von Mraovic mit 26:24 den Satzausgleich. Das Kernelement der Partie war bei dem offenen Schlagabtausch inzwischen entschlüsselt: Nur über den Kampf hielt sich der WTB im Spiel. Nach einem weiteren 1:2-Satzrückstand „wurde dann richtig aufgedreht“, applaudierte Perband. Kulik beschäftigte die Annahmereihe, während Schöwerling von der Diagonalposition ein vom Trainer bestauntes „Dauerfeuer“ abgab. Das Ticket für den Tie-Break wurde gelöst, und Mannschaftsführerin Kleinjohann pulverisierte mit druckvollen Aufschlägen zum 15:9 endgültig das Vorhaben der Verfolgerinnen, den Turnerbund an der Tabellenspitze abzulösen. Das Bergische Land war erobert. Nicht ohne jedoch den Zeigefinger Perbands zu vergessen: „Auch wenn man in der Tabelle vorne steht, fehlen noch die letzten Punkte, um sich für die Landesliga zu qualifizieren.“

Bezirksklasse, WTB II 1:3 TUSEM Essen III

Dass im Volleyballsport häufiger eine eklatante Diskrepanz zwischen dem Endergebnis und der spielerischen Darbietung auftritt, ist keine Überraschung. Viel wichtiger ist dabei, in welche Gefühlslage diese Abweichung driftet. Bei dem Auftritt der jungen Zweitvertretung gegen den Tabellendritten und Stadtrivalen von der Margarethenhöhe prangte auf der Anzeigetafel ein deutliches 1:3 und die rote Laterne leuchtet damit weiter in Werden, doch die Stimmung des Trainers Sven Heimeshoff war hingegen ausschließlich positiv. „Ich war lange nicht mehr so stolz auf mein Team. Obwohl zeitweise eine U 16-Mannschaft bei uns auf dem Feld stand“, führte Heimeshoff aus, „haben diese Spielerinnen mir diesmal gezeigt, dass sie zu Recht in der Liga spielen.“ Vor allem den Auftakt der Partie dürfte Heimeshoff damit gemeint haben. Die WTBlerinnen, bei denen Olivia Rünz und Mina Selemann ihr Debüt in der Bezirksklasse feierten, ließen mit sicheren Aufgaben und starken Nerven nur eine hauchzarte 21:25-Niederlage zu. Den zweiten Abschnitt (12:25) schüttelten die Werdenerinnen schnell aus den Kleidern, um im Anschluss „den Gegner wegzufegen“, beschrieb Heimeshoff die Dominanz seiner Schützlinge. Mit 25:18 gelang der Anschluss, ehe der vierte Akt erneut verheerend begann. Bei einem Rückstand von 4:11 „hatte ich das Spiel fast schon aufgegeben“, gestand Heimeshoff. Doch als die Anna Scharpmann dann anfing, „unglaubliche Aufschläge rauszuhauen“, sank die Kinnlade des Trainers ruckartig. Mit Härte, Präzision und Technik wurden die Ballwechsel lanciert und der Rückstand um 10 Punkte reduziert. Dass es dennoch nicht zum Satzausgleich reichte, minderte die Bewunderung des Trainers für seine Akteurinnen nicht: „So eine starke Konstanz“, so Heimeshoff, „habe ich von meiner Mannschaft lange nicht gesehen.“

Kreisliga, WTB III 3:2 TUSEM Essen IV

Trainerin Monika Seifert müssen die letzten Wochen wie eine Dauerschleife vorgekommen sein. Zwei Mal schrammten die Schützlinge Seiferts denkbar knapp an einem Punktgewinn vorbei. Doch aus den serienmäßigen Enttäuschungen schöpften die jungen Werdenerinnen weiter Mut – Mut, der nun mit einem 3:2-Erfolg gegen den Lokalrivalen TUSEM belohnt wurde. Dabei kam der Tabellenvorletzte aus Werden gegen die im Tableau unmittelbar davor rangierende Konkurrenz schlecht ins Spiel. Als „irgendwie chaotisch“ und „keine volleyballmäßige Augenweide“ stufte Seifert den Beginn ihres Teams ein. Der WTB verlor durch eine wackelige Annahme nicht nur die ersten beiden Sätze, sondern auch Jule Jetter, die verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Seifert stellte um und weckte den Ehrgeiz der jungen WTBlerinnen. Diese deckten mit präzisen wie pfeilartigen Aufschlägen die Schwachstellen der Gegnerinnen auf und marschierten mit 25:20 und 25:21 zum Satzausgleich. Als der Anpfiff zum finalen fünften Akt ertönte, folgte „ein Satz wie ein Traum“, schwelgte Seifert. Paula Haase bugsierte ihre Farben mit elf Angaben in Folge zum 15:4-Erfolg, der die ersehnten Punkte auf das Konto brachte.

Herren

Landesliga, WTB I 0:3 SG Kempen-Wachtendonk

„Wir sind derzeit aus der Spur.“ Mit diesem Worten und einer 0:3-Packung gegen das Schlusslicht im Gepäck verließ Mannschaftsführer Oliver Waschilowski das Hallengelände. Tatsächlich hat die Erstvertretung nach einer famosen Hinrunde inzwischen den Kontakt zur Tabellenspitze in der Landesliga verloren. „Die Personaldecke war zwar eng, und einige Spieler gingen angeschlagen ins Spiel“, versuchte sich Waschilowski an Erklärungen, „dennoch kann sich niemand im Team die gebotene Leistung richtig erklären.“ Ein Fehlerteufel, den die Werdener dringend ausradieren müssen, ist die fehlende Konsequenz. In allen drei Sätzen (19:25, 22:25 und 18:25) ging der WTB zunächst in Führung, „um im Anschluss die Fäden wieder aus der Hand zu geben“, seufzte der Kapitän. Zu allem Unglück verletzte sich Dennis Guinzburg bei einem Zusammenprall und musste später ins Krankenhaus gebracht werden. „Ich hoffe sehr“, beendete Waschilowski die Schilderung des Spielgeschehens, „dass wir damit das Kontingent an gebrauchten Tagen für diese Saison ausgeschöpft ist.“

B.L.