Tabellenführung, Raupe Nimmersatt und ein „ultracooler Kopf“: Die WTB-Volleyballer erwachen aus dem Winterschlaf

Es ist die Zeit, in der in den alten, staubigen Sporthallen die Innentemperatur der Außentemperatur gleicht und freiwillig ein paar Aufwärmrunden extra gedreht werden: Die Winterpause ist für die WTB-Volleyballer vorbei. Am Ende des Rückrundenauftakts erwärmt nur die Tabellenführung der Herren die rot-weißen Gemüter. Darüber hinaus setzte es ausschließlich Niederlagen.

Herren

Landesliga, WTB I 3:0 TV Voerde II

Mit “gemischten Gefühlen“, wie es Mittelblocker Oliver Waschilowski bezeichnete, betrat der Turnerbund das Hallenparkett in Voerde. Die Niederlage zum Hinrundenabschluss, die auch den Verlust der Tabellenführung bedeutete, hatte sich über die Winterpause wie ein Stein in die Magengegend gesetzt, da die Auswirkungen des Rückschlags erst zum jetzigen Rückrundenauftakt sichtbar werden würden. Doch mit dem ersten Anwurf schnurrte der fein geölte WTB-Motor in gewohnt perfekter Manier. Zwei Sätze hinweg sortierte Zuspieler Arno Nißing als Passmaschine die Offensive, in der Waschilowski mit beeindruckender Sicherheit, Dynamik und Ruhe die Lufthoheit behielt. Trainer Marcus Hardt attestierte seinen Schützlingen bis dahin „ein deutlich überlegenes Spiel“, das in „eine komfortable 2:0-Satzführung“ mündete. Das Lob an seine Mannen war jedoch kaum verklungen, als sich im dritten Satz ob des Vorsprungs „altbekannte Lässigkeiten“ (Waschilowski) in die rot-weißen Reihen einschlichen. Im heißen Satzfinale bewiesen die Volleyballer von der Brehm im Gegensatz zum niederrheinischen Kontrahenten – der nach wie vor im Tabellenmittelfeld stecken bleibt – einen „ultracoolen Kopf“, wie Hardt lobend anmerkte, und lotsten die drei Punkte mit 27:25 nach Werden. Drei Punkte, die den WTB wieder an die Spitze des Landesliga-Tableaus spülten. Das Schleifchen um das perfekte Wochenende kam dann am späten Sonntagabend, als die Nachricht von der Niederlage des vorherigen Spitzenreiters aus Rumeln eintraf. Nach Hardt ist es jetzt nicht mehr verboten, „eine Klasse höher zu schielen“.

Bezirksliga, WTB II 0:3 TuS 84/10

Die tradierte Rollenverteilung des Davids gegen einen Goliath ist der Zweitvertretung – zumeist in der Rolle des Erstgenannten – mittlerweile ziemlich geläufig. Auch für das Duell mit dem ungeschlagenen Tabellenprimus und Stadtrivalen der Turn- und Sportvereinigung 84/10 lässt sich der klassische Vergleich zumindest im Vorhinein heranziehen – mit aus WTB-Sicht altbekanntem Sieg für den Favoriten. Doch noch in den ersten beiden Sätzen landete die Steinschleuder Davids einige Treffer. Die WTBler begannen fokussiert und erspielten sich durch konsequent aufgebaute und abgeschlossene Angriffe zwischenzeitlich eine Führung. Der Spitzenreiter spulte zwar das bekannte souveräne Programm ab, doch die erspielte Oberhand schien nicht zementiert zu sein. Erst mit der 2:0-Satzführung auf der Anzeigetafel hievte sich der Favorit auf ein höheres Niveau und kaufte dem Turnerbund in allen Belangen den Schneid ab. Als Tabellenvorletzter gilt es für den Turnerbund in den kommenden Wochen, die rote Laterne auf Distanz zu halten.

Damen

Bezirksliga, WTB I 1:3 STV Hünxe II

Trainer Christian Perband präsentierte sich nach dem Auftritt seiner Damen gegen den Tabellenvierten aus Hünxe als Raupe Nimmersatt. Als Raupe Nimmersatt während der Fertigung einer Mängelliste. „Wir sind noch nicht in Form“, lautete das Trainer-Fazit nach einer ernüchternden Darbietung des Tabellenführers aus Werden. Das „sonst so dynamische und engagierte Spiel“, das Perband von seinen Damen in dieser Saison gewohnt war, konterkarierten die Werdenerinnen bereits zum Auftakt. Die dreiköpfige Annahmereihe streute durch Passivität die Pässe dermaßen stark, dass der Coach bereits im ersten Satz personell eingriff. Durch „glücklicherweise“ erzwungene Big Points wechselte der WTB zwar mit einer 1:0-Satzführung die Seiten, doch für Perband bekamen die rot-weißen Akteurinnen auch in der Folge das Spiel „einfach nicht in den Griff“. Annahmeschwierigkeiten folgten auf Aufschlagfehler, und auch erfahrene Stammkräfte trieben mit zitternder Hand die Eigenfehlerquote in schwindelerregende Höhen. Mraovic und Schützdeller versuchten noch, einen Punkt an der Brehm zu halten, doch der Sieg für Hünxe „war mehr als verdient“, bilanzierte Perband. Dieser spielte für die kommenden Trainings- und Spieltage trotz der immer noch währenden Tabellenführung den Ball an die Mannschaft zurück: „Die Liga ist wieder offen. Die Damen müssen jetzt wieder zeigen, dass sie das Spielniveau für das obere Tabellendrittel haben.“ Dass das Potential dazu in der Mannschaft beileibe vorhanden ist, wissen sowohl Trainer als auch Mannschaft.

Bezirksklasse, WTB II 0:3 MTG Horst III

Will man über das Spielgeschehen der Zweitvertretung berichten, so muss man zunächst einen gewissen Zeitraum für die Darlegung der personellen Situation des Teams einplanen. Ausfälle, Auslandssemester, abrupte Rücktritte und plötzliche Vereinswechsel lassen die Stirnfalten des Trainers Sven Heimeshoff in letzter Zeit umso häufiger hervortreten. Auch gegen den lokalen Kontrahenten aus Horst stand dem Coach nur ein dünn besetzter Kader zur Verfügung. Dass Sorgenfalten jedoch keinesfalls Angstschweiß mit sich bringen, zeigte der Auftakt der Partie. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase, in der die WTBlerinnen die Abwehr- und Annahmereihe stabil hielten, entschieden lange Ballwechsel unglücklich den ersten Satz 20:25 zu Gunsten der MTG. Bis zur Satzmitte sah auch der zweite Abschnitt vielversprechend aus, ehe Heimeshoff von der Außenlinie mitansehen musste, „wie aber wirklich alles zusammenbrach.“ Annahme, Angriff und auch das sonst so stabile Zuspiel verloren unisono an Präzision, dass überhaupt deren Existenz nicht gewährleistet war. Erst mit durch die erst 13 Jahre alte Anna Scharpmann neu gewonnener Stabilität in der Annahme bekam der WTB nach dem 0:2-Satzrückstand wieder einen Fuß in die Tür. Jamie Riotte saugte den Turnerbund mit starken Angaben bis auf 19:22 an die Konkurrenz heran, doch der Druck konnte nicht aufrecht gehalten werden – mit 19:25 jubelte die MTG über drei Punkte. Ein Punktverlust, der Heimeshoff durch die gute Leistung jedoch nicht verzweifeln lässt. „Für das junge Alter einiger Spielerinnen“, so der Übungsleiter, „ist das super stark. Ich wollte eine spielerische Steigung sehen und habe sie gezeigt bekommen.“

B. L.