Bierdeckel zwischen Eichen, Buchen und Fichten

Von der U12 bis zur U18: Die Jugendfahrt 2018 der Volleyball-Abteilung des Werdener Turnerbundes fand erneut großen Anklang. Über ein Wochenende hinweg mischte die Jugend erneut die Sporthalle, die Wälder und die Wanderwege Wipperfürths auf.

Rechts das Knacken der Zweige. Links das Rascheln vertrockneter Blätter. Köpfe fahren pfeilschnell und roboterartig hin und her. Augenpaare verengen sich zu Teleskopen, um im Dickicht des Waldes Aufklärung zu betreiben und einen Blick auf die Beute zu erhaschen. Dumpfe Trippelschritte auf Moos sind fern zu erahnen. Heimliches Geflüster webt sich in das Blätterrauschen ein. Jeder falsche Schritt kann die Tarnung auffliegen lassen. Oder die Beute verschrecken. Plötzlich zerschmettern Peitschenhiebe der zurückschlagenden Astgabeln die knisternde Stille. Entdeckt – die Jagd beginnt. Wie aufgescheuchte Rehe zischen die Verfolgten aus dem Unterholz. Haken schlagend durch Eichen, Buchen und Fichten versuchen sie, der Meute zu entkommen, die sich scharenweise an die Fersen der Gejagten heftet. Ein ungleicher Kampf. Die Jäger laden nach, richten die Waffen aus… und drücken ab. Schwungvoll geschnibbelte Bierdeckel fliegen durchs Gestrüpp und treffen – zumeist mechanisch zielsicher – Arme, Beine und Körperpartien der fliehenden Betreuer – der Beute. Die Jäger, 45 Kinder und Jugendliche, sammeln stolz ihre Belohnung ein und lassen den Betreuern keine Chance. Was sich zunächst nach einer hollywoodreifen Filmszene anhört, ist in Wahrheit der Höhepunkt der diesjährigen Jugendfahrt der Volleyballabteilung des Werdener Turnerbundes.

Freitagnachmittag an der Marienschule in Werden: Der Platz ist rar. Die knackig heiß strahlende Sonne lässt die Temperaturen in Siebenmeilenstiefeln nach oben steigen, sodass sich Eltern, Kinder, Trainer und Betreuer vor der Abfahrt in den Schlagschatten der Bäume tummeln. Wieder macht sich die nahezu vollständige Volleyball-Jugendabteilung des Turnerbundes auf den Weg ins Bergische Land. Nach der – wohl für beide Seiten harmonischen – Verabschiedung der Erziehungsberechtigten und einer etwa eineinhalbstündigen Fahrt durch die malerischen Kulissen der Neye- und der Bevertalsperre erreicht die WTB-Delegation die stets aufgesuchte Sport- und Jugendherberge in Wipperfürth. Unter dem Motto Spiel ohne Grenzen beginnt am Abend in verschiedenen Gruppen die über drei Tage andauernde Jagd nach Punkten. Zum Auftakt messen sich die Youngsters in Geschicklichkeit, Logik und Feinmotorik. So müssen die jungen WTBler bei Bottleflips, Spaghetti-Turm-Bauen, Spike Ball, Wörter-Raten und Zollstock-Tragen ihre mentale Fitness unter Beweis stellen, ehe der erste Tag endet.

Wer am Samstagmorgen noch durch die Ortschaft vorbei an einer der zahlreichen Sporthallen spaziert und die Ruhe auskostet, kann sich nur wenige Minuten später die Augen wischen, als der WTB-Tross eine Zweifach-Sporthalle mit Leben füllt. Der zweite Tag verlangt nun nach Bewegung und Ausdauer. Zwei Stunden lang hechtet, rennt und baggert die WTB-Jugend über das Hallenparkett. In verschiedene Stationen wird per Aufschlag, Pritschen, Rundlauf, Baggern und – zur Abwechslung – Frisbee um Punkte gefochten. Den Abschluss bildet ein intensives Frisbee- und Volleyball-Bingo-Turnier, in dem jede Altersklasse auf seine Weise für die Gruppe Punkte an Land ziehen kann. Nach der Rückkehr zur Herberge, einer Stärkung fürs leibliche Wohl und einer Freizeit-Pause, die zumeist zum Fußball- oder Volleyball-Spielen genutzt wird, erfolgt die Bierdeckel-Jagd im unmittelbar angrenzenden Waldstück, die die Betreuer an ihre Leistungsgrenzen bringt. Ein Lagerfeuer mit Stockbrot und Marshmallows sowie ein Suchspiel in der Dunkelheit, bei dem die Jugend ausnahmsweise mal nicht ihr bestes Können abruft und die Betreuer länger als erwartet im Dunkel stehen lässt, runden den zweiten Tag ab.

Der finale, erneut sonnengeflutete Sonntag wird genutzt, um nach dem Frühstück den hiesigen Milchwanderweg abzulaufen. Zwischen Milchkühen und Bauernhöfen läuten Dosenwerfen, Seilchenspringen und Bogenschießen die Zielgrade des Teamwettbewerbs ein. Zum Abschluss kann nicht nur die Gruppe Gewürze als strahlende Sieger notiert werden, darüber hinaus stehen lächelnde Gesichter, viel Bewegung und traumhaftes Wetter auf der Habenseite einer erneut gelungenen Jugendfahrt 2018.

B.L.